Laut ING-Studie vom April 2023 kommen die Roboter, um zu helfen. So titelt eine aktuelle Studie über Künstliche Intelligenz (KI) und Automatisierung der Direktbank aus den Niederlanden. Besonders eindeutig ist das Fazit: Denn trotz massiver Fortschritte der Technologie im Bereich der KI und Automatisierung, steigt der Fachkräftemangel dramatisch an. In einigen Branchen wird bereits von einem allgemeinen Personalmangel gesprochen. Durch das Ausscheiden der Babyboomer aus den 60er und 70er Jahren wird das Problem noch massiv bis zum Ende des Jahrzehnts verstärkt.
Die ING ist eine Direktbank, die zu der niederländischen ING-Gruppe gehört. Sie bietet ihren Kunden verschiedene Produkte und Services an, wie zum Beispiel ein kostenloses Girokonto, innovative Apps und Banking und unterhält eigene Analysten, bspw. für den Bereich Economic & Financial, die über Markt- und Kundenbefragungen spannende Einblicke in das Verhalten und die Meinung von uns als Gesellschaft geben. Besonders spannend ist nicht zuletzt die Tatsache, dass das Beschäftigungsverhältnis trotz den massiven Fortschritten im Tech-Bereich stark zunimmt.
Beschäftigungsniveau in Deutschland nimmt stark zu
Kaum zu glauben, doch das Beschäftigungsniveau in Deutschland hat in den vergangenen 10 Jahren zugenommen: So hat seit 2014 die Zahl der sozialversicherungspflichtig und geringfügig Beschäftigter um 10,6 Prozent auf mehr als 41 Millionen zugenommen. Das jedoch nicht in allen Bereichen der Arbeitswelt gleichermaßen. So gab es insbesondere dort, wo die Automatisierungswahrscheinlichkeit eher gering war, hohe Beschäftigungszuwächse. Gerade Führungskräfte und akademische Berufe, genauso wie technische und gleichrangige nichttechnische Berufe als auch Facharbeiter in Land-, Forstwirtschaft und Fischerei profitierten mit Zuwachsraten 15 und knapp 30% besonders stark.
In Berufen, die einem hohen Grad an Automatisierung unterliegen, fiel das Beschäftigungswachstum eher moderat aus bzw. schrumpfte sogar. Gerade Dienstleistungs- und Verkaufsberufe (-3 %) aber auch Handwerkliche und verwandte Berufe sowie Anlagen- und Maschinenbediener & Montageberufe hatten magere Zuwachsraten hinsichtlich der Beschäftigung zu verzeichnen.
Voranschreitende Automatisierung fördert den strukturellen Wandel am Arbeitsmarkt
Das die voranschreitende Automatisierung auch den strukturellen Wandel am Arbeitsmarkt in Deutschland fördert, wurde aus der ING-Studie, die auf Basis der Bundesagentur für Arbeit basiert, ebenfalls bekannt. Am Arbeitsmarkt findet eine immer weiter zunehmende Polarisierung statt. So zeigt eine Abbildung in der Studie, dass hoch komplexe Tätigkeiten seit 2014 deutlich stärker zulegen als fachliche Tätigkeiten. Ebenfalls starke Zuwächse verzeichnet das Beschäftigungsniveau in Helfer- und Anlerntätigkeiten legte in diesem Zeitraum deutlich zu. Insgesamt ergeben sich für diese beiden Anforderungsniveaus Beschäftigungszuwächse von 25 bzw. 19 Prozent. Fachliche Tätigkeiten hingegen erreichten im Jahr 2022 ein nur um 1 Prozent höheres Beschäftigungsniveau als im Jahr 2014.
Babyboomer verlassen bis Ende des Jahrzehnts den Arbeitsmarkt
Das auch das Ausscheiden der Babyboomer deutliche Spuren am Arbeitsmarkt hinterlässt, ist mehr als klar. Die sogenannte Generation der Babyboomer, also Menschen, die zwischen 1946 und 1964 Geborenen wurden, werden schrittweise den Arbeitsmarkt verlassen. Im zweiten Quartal 2022 waren mehr als 10 Millionen Arbeitnehmer, oder rund 25 Prozent aller Beschäftigten, älter als 55 Jahre. Laut Statistischem Bundesamt werden bis 2036 sogar 12,9 Millionen Erwerbstätige den Arbeitsmarkt verlassen.
Doch nicht alle Berufsgruppen werden gleichmäßig stark belastet. In einigen Bereichen fällt die Lücke besonders groß aus. So sind etwa 38 % aller Beschäftigten in den Berufsgruppen Gebäude- und Versorgungstechnik sowie Verkehr und Logistik älter als 55 Jahre. Das heißt, dass hier in den nächsten Jahren mit einem Beschäftigungsabgang von über 1/3 der Angestellten ausgegangen werden muss! Laut Studie weißen diese beiden Berufsgruppen allerdings eine durchschnittliche Automatisierungswahrscheinlichkeiten von 65 bzw. 55 Prozent auf und so könnte die Automatisierung mehr als 600.000 der rund eine Million Berufstätigen in diesen beiden Berufsgruppen ersetzen.
Auch der Mangel an Bus- und Straßenbahnfahrern wird in Zukunft enorm sein. Laut Bundesagentur für Arbeit entfällt fast jeder zweite Beschäftigte in diesen Berufen auf die Babyboomer-Generation. Schaut man hier allerdings auf die Automatisierungswahrscheinlichkeit, ist diese mit 55 Prozent besonders hoch, sodass theoretisch fast 200.000 der 314.000 in diesen Berufen tätigen Babyboomer unter Zuhilfenahme der Roboter (KI und Automatisierung sowie autonomes Fahren) ersetzt werden könnte. Ob und wie gut das funktionieren kann, wird die Zukunft zeigen.
Die Roboter kommen - und niemand ist sicher: Welche Jobprofile besonders betroffen sind?
Die nachfolgende Grafik zeigt den Beschäftigungsanteil der Babyboomer für Berufe mit Beschäftigungsanteil dieser Altersgruppe von über 25 Prozent.
Angst vor Arbeitsplatzautomatisierung durch Künstliche Intelligenz nach Altersgruppen
Auch wenn sich der demografische Wandel nicht aufhalten lässt, können wir mit Hilfe KI und Automatisierung gezielt und sinnvoll gegensteuern. Das wir auch in Zukunft noch jede Fach- und Führungskraft genauso wie jede Anlern- und Helfertätigkeit, insbesondere für hoch komplexe Tätigkeiten benötigen, zeigt die vorangegangene Studie und Erläuterung.
Spannend zu sehen ist jedoch laut European Skills and Job Survey die Tatsache, das gerade die junge Altersgruppe der 25-34 Jährigen im Verhältnis am meisten Angst vor Arbeitsplatzverlust durch Automatisierung haben. Dazu nachfolgend als Screenshot die Abbildung 4 der ING-Studie "Angst vor Arbeitsplatzautomatisierung nach Altersgruppen" vom April 2023.